Tinos


Griechische Büßer sind Genießer. Um ihr Kniee nicht allzusehr zu strapazieren, polstern sie den Büßerweg zur Panagiou Tinos. 1823 finden Gläubige ein Marienbild exakt an der Stelle, die Maria der Ordensschwester Pelagia Lucia Negreponte im Schlaf genannt hat - was auch im Kampf gegen die Türken zum Sieg verhilft. Tinos, "das griechische Lourdes" wird wichtigste Marien-Wallfahrtsstätte Griechenlands. Die Wallfahrtsbasilika der Gottesmutter hoch über dem Hafen ist sehenswert, mit nur wenigen Gläubigen hören wir eine Messe.
Tinos ist Geburtsort des Windgottes Aiolos, was unsere Yacht gleichen Namens erfreut, als wir dort anlegen - und das beste Käptn's Diner seit langem in genießen ...
Der grüngefleckte Serpentinit von Tinos ist im Louvre und Buckingham Palace verbaut.













Der 15. August ist einer der bedeutendsten Feiertage in Griechenland, er teilt den Sommer in zwei Teile. Prin apo tin Panagia? (vor der Muttergottes?) oder meta tin Panagia? (nach der Muttergottes?) lautet die Frage. Gemeint ist Mariä Himmelfahrt, in Griechenland Entschlafung der Gottesmutter, da die orthodoxe Kirche nicht an eine Himmelfahrt der Muttergottes glaubt.
Fast in jeder Gegend gibt es eine Kirche, die der Mutter von Jesus geweiht ist und da die meisten Griechen im August Urlaub haben, besuchen viele ihre Heimatinseln oder -dörfer, wo die Familien zusammenströmen und feiern.
Eine der wichtigsten Marienkirchen steht in Tinos, das ganze Jahr über Ziel großer Pilgerscharen, gilt doch ihre Ikone als wundertätig, daher "griechisches Lourdes". Am 15. August ist der Ansturm besonders groß, so dass viele im Freien nächtigen. Kranke versuchen möglichst, die Nacht in der Kirche zu verbringen. Sie erhoffen sich Heilung und viele Pilger legen den letzten Teil des Weges hinauf zur Wallfahrtsbasilika auf den Knien zurück.



Am 15. August 1940 um 8h25 Uhr geschieht es: Während 10.000 Pilger in und vor der Pilgerstätte an der Messe Dormitio der Jungfrau Mariä teilnehmen, trifft ein Torpedo den leichten Kreuzer "ELLI", der im Hafen von Tinos ankert. Feuer bricht aus, 9 Offiziere und Matrosen sterben, 24 werden verwundet, "ELLI" sinkt.
Den in der Marienkirche gezeigten Torpedo hat das italienische U-Boot "Delfino" abgefeuert, die erste Kriegshandlung im 2. Welkrieg in Griechenland und Provokation der italienischen Armee: Griechenland soll seine Neutralität aufgeben und in den Krieg eintreten. 2 Monate später marschieren die italienischen Faschisten ein.
Zum Gedenken an die heimtückische Versenkung von "ELLI" errichten die Einwohner von Tinos das Denkmal im Hafen, das den Bug des Kriegsschiffs darstellt.
Und im Kloster Chozoviotissa auf Amorgos steht ein Modell von Elli ...















zur Übersicht




© Christian Wirth 2014